Freie Zeit! Kann es etwas Schöneres geben?
Es ist schon wahr, solange Freizeit Mangelware in unserem Leben ist, sehnen wir uns nach ihr.
Doch ganz ehrlich. Wir wissen es doch in unserem tiefsten Inneren:
Wir sehnen uns nicht einfach nach freier Zeit, sondern nach einem Gegenpart zu unserem geschäftigen und verplanten Alltag.
Wir brauchen und wollen (!) eine Aufgabe, die uns fordert und unserem Leben Struktur gibt. Solange wir diese Stützen haben, können wir unsere Freizeit überhaupt als solche wahrnehmen und als Gegenpart zu unserer Beschäftigung genießen.
Wir brauchen und wollen (!) eine Aufgabe, über die wir uns definieren können, die unserem Leben einen Sinn gibt. Haben wir etwas zu tun, nehmen wir das auch als Daseinsberechtigung wahr.
Wir brauchen und wollen (!) eine Herausforderung. Dürfen wir Leistung erbringen, dann dürfen wir auch stolz auf uns sein.
Warum verweigern wir es anderen, sich diese natürlichen menschlichen Bedürfnisse nach Struktur, Sinn und Stolz zu erfüllen?
Bis vor Kurzem gab es bei der Caritas Vorarlberg ein Modell, das es Asylwerbern erlaubte, im Rahmen der Nachbarschaftshilfe ohne Bezahlung kleinere Dienste auszuführen. Dieses Konzept wurde vom Sozialministerium gekippt. Schließlich dürfen Asylwerber ja nicht arbeiten!
Wie verbürokratisiert sind wir eigentlich?
Da gibt es endlich mal eine Lösung, die Asylwerber nicht zum Nichtstun und Vor-sich-hin-Vegetieren verurteilt – und sie wird abgeschafft!
Da gibt es endlich mal eine Lösung, die Asylwerbern die Chance gibt, persönliche Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen und dabei kulturelle Kompetenzen zu erwerben und zu vermitteln – und sie wird abgeschafft!
Da gibt es endlich mal eine Lösung, bei der Integration auf stabile Säulen gebaut wird – und sie wird abgeschafft!
Man könnte fast meinen, es ist nicht erwünscht, dass Einheimische und Asylwerber zusammenwachsen, voneinander lernen und sich miteinander weiterentwickeln.
Man könnte fast meinen, es ist nicht erwünscht, dass Integration erfolgreich gelebt wird und damit Feindbilder abgebaut werden.
Man könnte fast meinen, es ist nicht erwünscht, dass irgendwer tatsächlich etwas unternimmt, statt nur davon zu reden, dass man etwas tun müsste.