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Viele denken bei dem Stichwort Nachkriegszeit spontan an „Wirschaftswunder“. Doch natürlich ging das nicht so: Kriegsende – Plopp – Wirschaftswunder.
In seinem Buch „Der Wilde Kontinent – Europa in den Jahren der Anarchie 1943-1950“ beschreibt Keith Lowe sehr eindrucksvoll und ungeschönt die damalige Realität von Zerstörung, Obdachlosigkeit, Hunger, Vertreibung, Vergewaltigung, Tod, etc. und wie Europa in ein Chaos der Gesetzlosigkeit stürzte. Er reduziert dabei seine Aussagen nicht auf die Schilderung der äußeren Umstände und Geschehnisse, sondern beschäftigt sich auch mit den Auswirkungen der Verrohung und allgegenwärtigen Angst auf den einzelnen und die Gesellschaft.
Wer nicht verstehen kann, warum auch heute noch Vorurteile, Ängste oder gar Hass unter europäischen Völkern und Volksgruppen herrschen, der wird nach der Lektüre dieses Buches eher erstaunt, aber stolz darauf sein, wie in Europa überhaupt eine Länder- und Völkerübergreifende Zusammenarbeit aufgebaut werden konnte.