Nur weil man es gut meint…

… wird es nicht zwangsläufig gut.

Ach Leute, ich sag’s Euch. Da ist bei uns endlich mal ein Feiertag mitten unter der Woche (8. Dezember) und was mache ich, statt gemütlich auszuschlafen? Wache auf, weil ich muss spontan wieder an meine Apfelgeschichte aus dem letzten Beitrag denken muss. Früher hat mich so ein aus dem süßen Schlummer reißender Wachmach-Gedanke maßlos aufgeregt. Heute bin ich gelassener und es gelingt mir immer besser, das positive an derartigen Schlafräubern zu sehen: Wenn sich ein Gedanke vom Unterbewusstsein an die Oberfläche durchkämpft und sich regelrecht aufdrängt, dann ist er es auch wert, bewusst ihn zu reflektieren.

In meinem letzten Beitrag war ich zu dem Schluss gekommen, wie ich persönlich dazu beitrage, eine wahre Integration von Mitmenschen mit Migrationshintergrund zu vereiteln – obwohl das natürlich gar nicht meine Absicht ist! Was mich daran irritiert hatte, war nicht die Tatsache, dass ich diese Personen schlechter behandle als andere, sondern eigentlich besser, nämlich schonend, mit zurückhaltendem (und damit übertriebenem?) Respekt.

Natürlich überlege ich jetzt:

Machen wir vermeintlich Toleranten, wir weltoffenen (Pseudo-)Gutmenschen etwas falsch, weil wir zu Personen mit Migrationshintergrund ZU gut sind, weil wir ständig Bedürfnisse in sie hineininterpretieren und ihnen Hilfen aufdrängen, um die sie womöglich gar nicht gebeten haben? Weil wir durch unser Gut-Sein gegenüber diesen Bevölkerungsgruppen verhindern, dass sie einfach wie die anderen als „normal“ betrachtet und behandelt werden?

Verhindern wir eine wahre Integration von Menschen anderer Herkunftsländer in unsere Gesellschaft gerade dadurch, dass wir sie vorsichtiger, rücksichtsvoller, weniger fordernd, weniger respektlos und damit anders als die Alt-Eingesessenen behandeln?

Bauen wir trotz unserer besten Absichten des Helfens in Wirklichkeit Mauern auf, wenn wir „Neue“ bzw. „Fremde“ von Unangenehmen verschonen, das wir aber den „Alten“ bzw. „Alteingesessenen“ ohne jegliche Scheu zumuten?

Und wie sieht es mit Situationen aus, in denen wir diese Menschen zwar nicht wirklich bevorzugt behandeln, aber Teile der Gesellschaft das so empfinden? Haben wir dann ein Recht, über die Leute, die sich weniger rücksichtsvoll behandelt fühlen, zu urteilen, wenn sie das öffentlich ansprechen?

 

 

 

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