Eigentlich hatte ich vor, meinen Blog eine Zeitlang ruhen zu lassen. Beim Lesen des im Titel genannten Buches von Birgit Gegier Steiner habe ich mich spontan für ein kurzes Lebenszeichen im Web entschieden.
Wenn ich Fachartikel oder -bücher lese, ist das emotional höchste der Gefühle, wenn sich ein gelassenes inneres „ach ja, stimmt eigentlich“ in ein leicht aufwühlendes „Ahaaaa! Stiiiiimmt!“ steigert. Bei Themen wie der „Artgerechten Haltung“ von Jungs gibt es dann eine scheinbar unspektakuläre, doch tiefgreifende weitere Steigerungsstufe, nämlich das „naja, stimmt schon, aaaaber“ – und das ist prima so.
Ich lese, nicke zustimmend, bin dann doch an irgendeiner Stellen irritiert, springe auf, laufe grübelnd hin und her, hole mir einen Kaffee – lustigerweise mit dem Ziel, von meiner Aufregung wieder herunterzukommen – setze mich erneut mit dem Buch nieder, lese weiter, springe auf, um mir schnell eine Notiz zu machen…. Je weniger ich am Stück lesen kann, desto spannender ist es für mich.
Diese Spannung ist aber auch anstrengend. Um sie zu lösen, muss ich meine diffuse Uneinigkeit mit manchen der gelesenen Aussagen selbst in Worte fassen. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass ich mir der Auslöser meiner inneren Gegenwehr erst dann wirklich bewusst werde, wenn ich sie versuche in Worte zu fassen, die auch außenstehende Dritte verstehen und nachvollziehen können sollen.
Auch wenn es mich freut, über das Medium Internetblog andere an meinen Gedanken teilhaben lassen zu können, so sehe ich den größten Nutzen ehrlich gesagt in meiner persönlichen Weiterentwicklung. Jede wichtigere Aussage, die ich hier mache, hat einen langen persönlichen Reifeprozess hinter sich.
Zuerst einmal muss mich eine Aussage irritieren und irgendeine Art von Reaktion in mir auslösen. Dann gleiche ich sie mit eigenen Erfahrungen ab, formuliere erste Argumente im Kopf, diskutiere sie in einem inneren Dialog, dann schlafe ich darüber und wache womöglich daran auf, dass ein neuer zugehöriger Aspekt unerwartet aufploppt.
Im nächsten inneren Dialog werden diese aus dem Unterbewusstsein ins Bewusstsein katapultierten Argumente mitberücksichtigt – und irgendwann ist die Formulierung entweder in meinem Kopf oder schriftlich so ausgefeilt, dass ich mich mit dem Gefühl, eine Lektion für’s Leben gelernt zu haben, wieder ruhig zurücklehnen und in den Alltag zurückkehren kann.
Mein Tipp an Euch ist heute ganz spontan und ungeplant daher:
Versucht es doch auch einmal damit, Gedanken so lange im Gewirr von Argumenten und Gegenargumenten hin und her zu wälzen, bis Ihr einen klaren roten Faden eigener, persönliche Erkenntnis darin entdeckt und formuliert diesen so aus, dass er anderen und damit auch Euch selbst klar verständlich wird.
Damit beende ich schon meinen heutigen Beitrag. Ich gebe zu, der Titel mag falsche Erwartungen geweckt haben. („Thema verfehlt“ – könnten böse Zungen urteilen.) Allerdings verspreche ich Euch fest, dass ich zu dem Buch selbst schon bald ein paar interessante Einblicke samt dem einen oder anderen Gedanken aus einem Gegenblickwinkel veröffentlichen werde. Eine richtiggehende Rezension werde ich mir aber ersparen.