Immer wieder werden Menschen mit „unerwünschten“ politischen Ansichten in Deutschland auf ihre vermeintliche Angst vor sozialem Abstieg reduziert. Wie fühlt es sich wohl an, wenn man unterstellt bekommt, es ginge einem nur um den Verlust von finanziellem Status, wenn man in Wirklichkeit um die verlorengehende Chance trauert, seinen Lebensunterhalt eigenverantwortlich und durch eigene Leistung bestreiten zu dürfen?
Menschen, die Gefahr laufen, in absehbarer Zukunft auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein, machen sich gewiss Sorgen um ihren sozialen Abstieg. Ist es aber angebracht, ihre Sinnkrise als Neid abzutun? Darf man Menschen, die den Ehrgeiz haben, ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten, vorwerfen, dass sie Angst davor haben, in eben die Gesellschaftsschicht zu rutschen, die den Ruf hat, sich ohne jeglichen Leistungswillen in der sozialen Hängematte auszuruhen?