Neulich erhielt ich eine Art Rundschreiben, das mit folgenden Worten begann: „Wenn Ihr wirklich etwas erleben möchtet bereitet Euch doch mal auf ein Abenteuer vor, wie Ihr es Euch niemals hättet vorstellen können: Gehen Sie illegal nach Pakistan, Afghanistan, Irak, Marokko oder die Türkei. Sorgen Sie sich nicht um Visa, internationale Gesetze, Immigration-regeln oder ähnliche, lächerliche Vorschriften.“
(Hinweis: wörtliches Zitat aus der Nachricht, daher sind sprachliche Fehler buchstabengetreu übernommen.)
So wie es die Verfasser(in) dieses Textes sicher beabsichtigt hat, bin ich im Kopf erstmal unreflektiert auf diesen Zug aufgesprungen: Ja verrückt eigentlich, die Flüchtlinge kommen ja echt alle daher, ohne sich um ein Visum zu kümmern oder sonst irgendwie ihre Einreise zu legalisieren.
Erst später kam mir der Gedanke: Warum haben denn damals die DDR-Bürger nicht einfach mal Urlaub auf Mallorca gemacht, sie hätten doch nur ein Visum für Spanien beantragen müssen und schon hätten sie gaaaanz legal dorthin reisen können. Oder etwa nicht?
Schubildu, ganz simpel einen online-Visum-Antrag ausfüllen, seinen Pass zu einer Botschaft in der Nähe schicken und dann tralala ohne Komplikationen und ohne Angst vor Repressalien durch staatliche Institutionen oder religiös-fanatische Einheiten ein Visum für egal welches Wunsch-Land zu erhalten: Das ist die Realität für EU-Bürger, nicht für alle Menschen der Erde! Jeder, der auch nur schon mal davon gehört hat, was DDR-Bürger mit bekannt gewordenem Ausreisewillen in der „guten alten Zeit“ durchleben mussten, der sollte sehr vorsichtig damit sein, heutigen Flüchtlingen vorzuwerfen, sie hätten sich nicht um Formalitäten wie Visa-Anträge geschert.
Die nächste Zeit werde ich auch noch auf weitere Punkte des besagten Rundschreibens eingehen. Also, falls es interessiert: einfach dranbleiben.